Zum Nachdenken

An manchen Tagen erlebe ich traurige Kinder ohne Selbstwertgefühl, die mit ihren Müttern zu mir kommen.
Das Vertrauen dieser Kinder ist nur schwer zu gewinnen. Sie können sich gar nicht mehr vorstellen, dass ihnen jemand helfen will. Viele Mütter suchen die Schuld für ein vermeintliches Versagen ihrer Kinder bei sich. Manche entschuldigen sich fast dafür, dass sie bei mir Hilfe suchen.

Leider werden Äußerungen von Müttern, dass ihr Kind wohl anders sei, als "Überbesorgtheit" abgetan. Aber meist sind die Mütter für die Schulbelange zuständig und beobachten sehr genau. Vielen Kindern bliebe ein langer Leidenswege erspart, hätte man die Äußerungen ihrer Müttern ernst genommen.

Ebenso wichtig ist es, dass Eltern den Rat von Lehrern annehmen. Viele Lehrer haben heute eine spezielle Zusatzausbildung und erkennen bereits früh die Anzeichen einer Legasthenie.

Für den Erfolg eines Trainings ist entscheidend, wann die Legasthenie entdeckt wird. Unverantwortlichkeit oder Gedankenlosigkeit im Umfeld von legasthenen Kindern bewirken oft eine gefährliche Verunsicherung bei Kindern und Eltern. So gibt es noch immer Besserwisser, die Legasthenie für eine Krankheit halten! Oder glauben, Legasthenie löst sich von alleine in Wohlgefallen auf! Oder es gibt Legasthenie gar nicht: Alles sei nur Erfindung!

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sind ca. 15% der Weltbevölkerung legasthen.
Das bedeutet: In jeder Klasse sitzen einige legasthene Kinder.

Wer mit legasthenen Kindern arbeitet, weiß, dass der Zeitfaktor ein großes Problem ist. Zeitdruck verursacht Angstzustände, führt zu Misserfolgen und vergrößert damit den Frust. Diese Kinder arbeiten sehr viel zusätzlich zu den Hausaufgaben, doch das vermehrte Üben allein bringt leider nicht die gewünschten Erfolge. Legasthene Kinder sind aber mit ihren Mitmenschen sehr geduldig.

Durch gezielte individuelle Hilfe lernen auch legasthene Kinder das Schreiben, Lesen und/oder Rechnen. Legastheniker und Legasthenikerinnen brauchen keine eigenen Schulen, sondern einen sicheren Platz in der Klasse und vor allem das Verständnis der Umwelt!Wenn wir ihnen besser zuhören, erkennen wir bald ihre Stärken – und davon haben sie jede Menge.

Wichtig für uns alle ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Legasthenie und Dyskalkulie: Denn alle Kinder haben das Recht auf eine schöne und erfolgreiche Schulzeit – auch legasthene Kinder!
Helfen wir ihnen gemeinsam!

An dieser Stelle im Namen aller Kinder und unseres Verbandes ein besonderes Dankeschön an alle Lehreinnen und Lehrer, Kindergarten- und Hortleitungen für die gute Zusammenarbeit zum Wohle der betroffenen Kinder!

Wenn Sie Fragen haben oder mit anderen Betroffenen Gespräche führen wollen, dann rufen Sie mich an oder schicken Sie mir eine Email: Kontakt